Im Rahmen der 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), der GMDS 2023, richtet die GMDS-AG Medizinische Terminologien und Klassifikationen (MTK) gemeinsam mit der SU-TermServ eine Terminologieserver-Challenge aus.
Die Terminologieserver-Challenge findet am Donnerstag, den 21.09. von 09:00 bis circa 16:00 im Raum T.1.52 statt. Wir freuen uns auf Ihre Mitwirkung!
Die Anmeldung zu der Veranstaltung erfolgt mit der regulären Tagungsanmeldung für die GMDS 2023. Mehr Informationen zur Registrierung und zum Kongress entnehmen Sie gerne der Tagungswebsite, dort ist auch das Programm veröffentlicht.Vorläufiges Programm
Zeit | Produkt | Referent:in |
---|---|---|
09:00-09:15 | Einführung | Julian Saß, Josef Ingenerf, Joshua Wiedekopf |
09:15-09:55 | Ontoserver | John Grimes, Dion McMurtrie (CSIRO, Brisbane, Australien) |
10:00-10:40 | Kodjin Terminology Server | Svitlana Vedmed, Eugene Yesakov (Edenlab, Talinn, Estland) |
10:45-11:25 | HAPI FHIR Server | Julian Saß (BIH Berlin) |
11:30-12:10 | ID Logik | Nikola Marijan, Dirk Rempe (ID Berlin) |
12:10-13:00 | Lunch | |
open-end | Diskussion |
Motivation und Inhalte der Challenge
Terminologieserver (TS) sind spezialisierte Softwaresysteme, die Anwendungssystemen einen Zugriff auf terminologische Inhalte über definierte Programmierschnittstellen (API) erlauben. Mit der Etablierung von HL7 FHIR als Strukturstandard für das deutsche Gesundheitswesen (siehe Spezifikationen wie die MIOs der KBV, des Kerndatensatzes der MII oder dem GECCO-Datensatz des NUM) ist das FHIR-Terminologiemodul als Grundlage für terminologische Dienste alternativlos. Es erlaubt, heterogene Semantikstandards im Sinne von Terminologien und Klassifikationen sowie daraus abgeleitete Inhalte mittels standardisierte FHIR-Ressourcen wie CodeSystem (CS) sowie ValueSet (VS) und ConceptMap (CM) bereitzustellen und über standardisierte Softwaredienste (z.B. $lookup
, $expand
, $translate
) zuzugreifen. Abhängig von der Komplexität verwendeter Kodiersysteme und ihrer Nutzung in FHIR-Profilen (Binding) resultieren verschiedenste Herausforderungen.
Infrastrukturell zeigt sich zunehmend die Notwendigkeit, geeignete Terminologieserver-Lösungen einzusetzen. Dieses zeigt auch die Reaktion des Gesetzgebers, der Ende 2022 mit dem Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG) den verpflichtenden Aufbau eines nationalen Terminologieservers samt Inhalten über die Absätze 12-14 im §355 SGB V gefordert hat.
Aktuell existiert eine sehr große Verunsicherung dahingehend, welche Terminologieserver-Lösungen für welche Anforderungen geeignet sind. Einige Beurteilungskriterien seien hier nur angedeutet, um eine differenzierte Diskussion zu ermöglichen:
- Reine Bereitstellung von terminologischen Ressourcen (passiver TS) versus Angebot von terminologischen Diensten über eine API (aktiver TS)
- Zentraler versus dezentraler Einsatz eines TS (letzterer mit versus ohne Synchronisation von Inhalten eines zentralen TS)
- Kommerzielle versus open-source Lösung
- Erfahrung mit TS-Lösungen in anderen Ländern
Konkrete Lösungen wurden bereits 2021 im Workshop der GMDS-AG MTK diskutiert. Verschärft wird die zögerliche Entscheidung hin zum Einsatz von dedizierten (aktiven) Terminologieserver-Lösungen dadurch, dass (scheinbar) jeder native FHIR-Server bereits einen ausreichenden Support von terminologischen Diensten liefert. Als Ausgangspunkt für einen Vergleich verschiedener Softwarelösungen können CapabilityStatements
herangezogen werden, die jeder implementierte FHIR-Server und damit auch FHIR-basierte Terminologieserver bereitstellen müssen. Aus anderen Aktivitäten insbesondere in der Medizininformatik-Intiative (z.B. Task-Force Datenselektion, Datenbereitstellung und Testdaten (DDT)) ist jedoch bekannt, dass verschiedene Implementierungen von nativen FHIR-Servern große Unterschiede hinsichtlich der theoretischen und praktischen Machbarkeit, Mächtigkeit und Performanz etwa von FHIR-Search-Anfragen aufweisen. Die beobachteten Phänomene lassen sich um so mehr mit Blick auf FHIR-basierte Terminologieserver herausarbeiten.
Ziele des Workshops
Orientiert am Format der Clinical Document Challenge, die seit dem Jahr 2011 regelmäßig von der GMDS zusammen mit der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) veranstaltet wird, sollen Entwickler:innen bzw. Herstellern die Gelegenheit gegeben werden, unter vergleichbaren Bedingungen die unterschiedlichen Produktphilosophien und Funktionalitäten ihrer Terminologieserver-Lösungen einem fachkundigen Publikum vorzustellen. Hierzu werden typische Szenarien mit Testaufgaben, Testdaten und Test-Services vorbereitet, die jeweils abgearbeitet werden sollen. Am Ende wird mit dieser vergleichenden Vorstellung eine Transparenz gefördert, die Interessenten eine bessere Beurteilung von Lösungen mit ihren Stärken und Schwächen für ihre jeweiligen Problemstellungen erleichtern soll. Eine Stellungnahme durch die Organisatoren oder Bewertung der Lösungen mit einem Ranking ist explizit nicht beabsichtigt. Das Hauptziel der Veranstaltung ist es, eine offene Diskussion der Teilnehmenden zu fördern.